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Ideen für ein neues Rentensystem

Die Bundestagswahl ist gelaufen und die Sondierungen zur Bildung einer Regierung laufen noch. Bezogen auf jede einzelne Partei kann festgestellt werden, dass ca. 75-85 % der Wähler die jeweiligen Parteien nicht haben wollen. Ich kann auch nicht erwarten, dass die Parteien (insbesondere SPD, Grüne, CDU) etwas für die Altersvorsorge machen. Der geplante Beitrag der FDP geht zwar in die richtige Richtung, entspricht aber auch keinem großen Wurf.

Zu den Fakten/Ausgangsituation: Das deutsche Rentensystem basiert auf einem Umlageverfahren. Das bedeutet, dass die Jungen Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen und diese Beiträge an die Rentner ausgezahlt werden. Die Durchschnittsrente beträgt bei Männern 1.178,- EUR pro Monat und für Frauen 768,- EUR. Nur zum Vergleich, ein Bundestagsabgeordneter hat nach 4 Jahren einen Pensions-anspruch von 1.000,- EUR/Monat.

Die sogenannte Eckrente beträgt 1.535,55 EUR pro Monat. Eckrentner ist eine Person mit einer angenommenen modellhaften Erwerbsbiografie. Der Eckrentner bezieht eine Regelaltersrente und hat zuvor 45 Jahre lang Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung, jeweils in Höhe des Beitrags für ein Durchschnittsentgelt gezahlt.

 Was bedeuten die Entgeltpunkte bei der Rente?

Nun stelle ich die Frage, wie kommt man aus diesem Dilemma heraus? Die Diskussion ist eröffnet! Ich gebe mal eine Vorlage:

Die gesetzliche Rentenversicherung nach dem Umlageverfahren ist bald am Ende. Die Beiträge reichen aktuell für 75 % der Rentenzahlungen und der Staat (Du als Steuerzahler) muss jährlich 100 Mrd. EUR aufwenden, um das Loch zu stopfen, Tendenz weiter steigend. Das Dilemma: die Beitragszahler wollen und können nicht noch mehr von ihrem Gehalt abzweigen und die Rentner wollen einen angemessenen Lebensabend genießen.

Mein Vorschlag zur Diskussion:

  1. Der Aufwand der Beitragzahler soll drastisch sinken.
  2. Der Lebensabend der Rentner soll angemessen sein.

1. Der Aufwand der Beitragszahler soll drastisch sinken.

    1. Alle Bürger müssen in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen (also auch Politiker, Beamte, Selbständige usw.)
    2. die Beitragsbemessungsgrenze entfällt, d.h. der Beitrag wird auf das gesamte Einkommen berechnet, das wird für manche DAX-Vorstände „teuer“
    3. Dieses „neue“ Umlageverfahren soll eine Grundrente sichern.
    4. Die Grundrente sollte z.B. einen bestimmten %-Satz oder EURO-Satz umfassen (z.B. 1.250,- EUR/Mon.), der auch ohne eigenes Verschulden in Not geratenen Menschen ein würdiges Dasein sichert.
    5. Die Witwenrente und alle versicherungsfremdem Leistungen werden ersatzlos gestrichen
    6. Diese Form der umlagefinanzierten Rente kann als Übergangsfinanzierung hin zu einer komplett kapitalgedeckten gesetzlichen Rentenversicherung verstanden werden.

2. Der Lebensabend der Rentner soll angemessen sein.

Während der Übergangsphase wird die Umlagefinanzierung systematisch gegen Null gehen und die kapitalgedeckte gesetzliche Rentenversicherung wird in Angriff genommen.

Die kapitalgedeckte gesetzliche Rentenversicherung fusst auf zwei Standbeinen:

    1. Erstens werden jedem Neugeboren 25.000,- EUR einmalig auf sein persönliches Rentenkonto eingezahlt, das entspricht rechnenerisch bis zum 25. Lebensjahr einem monatlichen Aufwand von 83,- EUR/Mon. (25.000,- EUR / 300 Monate). Im Jahr werden max. 800.000 Menschen geboren, damit werden 20 Mrd. jährlich vom „Staat“ (steuerfinanziert) aufgewendet. (800.000,- EUR mal 25.000,- EUR). Die Erträge aus diesen 25.000,- EUR bleiben dem jeweiligen Jahrgang erhalten.
    2. Zweitens kann jeder Arbeitnehmer max. 15 % seines Bruttoarbeitsverdienstes steuerfrei in die kapitalgedeckte gesetzliche Rentenversicherung einzahlen.
    3. Der Arbeitnehmer kann seine Anlage frei auswählen und jederzeit kostenfrei wechseln. (z.B. bis zum Alter von 50 Jahren 100 % in Aktien, dann 50 % Aktien und 50 % Anleihen).
    4. Die Auszahlungen aus dem persönlichen Rentenkonto erfolgen ebenfalls steuerfrei.
    5. Die Auszahlungen können ab dem 55. Lebensjahr erfolgen.
    6. Das verbleibende Kapital darf nach dem Tod des Beziehers vererbt werden.

Die Umstellung wird mit heftigen Diskussionen verbunden sein. Welche Optionen können eintreten? Das geht ja schon mit Aktien, ETF´s etc. los. Was passiert im Crash? Die Angst vor Verlusten ist größer als die Freude über einen sorgenfreien Lebensabend. Die Arbeitsnehmer müssen nicht mehr im Umlageverfahren Beiträge zahlen und die Arbeitgeber ersparen sich erhebliche Lohnnebenkosten. Die erste Sonderzahlung von 25.000,- EUR kann für den jeweiligen Jahrgang als „Reserve“ herangezogen werden?!

In einem pessimistischen Verlauf gehe ich davon aus, dass während des Berufslebens bis zum 70. Lebensjahr, wenn die Aktienmärkte auf der Stelle treten, keine Dividenden gezahlt werden und keine Wertentwicklung stattfindet.

Unser „Musterbürger“ erhält 25.000,- EUR Einmalzahlung und investiert 10 % seines monatlichen Durchschnittseinkommens in die kapitalgedeckte gesetzliche Rentenversicherung ab dem 25. Lebensjahr (evtl. Studium, sonst können Beiträge eher entrichtet werden). Unser Bürger verdient durchschnittlich 4.000,- EUR/Monat Brutto, damit wären 10 % = 400,- EUR/Monat * 45 Jahre = 216.000,- plus 25.000,- EUR = 241.000,- EUR.

Damit würde unser Bürger die jetzige Eckrente von 1.535,- EUR/Mon. bis zum 83. Lebensjahr bekommen. Die aktuelle Durchschnittsrente von 1.178,- EUR/Monat für Männer, würde für jeden Bürger/Bürgerin bis zum 92. Lebensjahr reichen. Danach ist Schluss, es sei denn unsere Bürger nutzen die betriebliche und private Vorsorge (die hier nicht berücksichtigt wird).

Im „normalen“ Szenario gehe ich von 5 % Wertzuwachs (Wertsteigerung und Dividenden) nach Inflation und Kosten aus.

25.000,- EUR Einmalzahlung bei 70 Jahren und 5 % p.a. ergibt = 760.660,- EUR

400,- EUR/Mon. mal 45 Jahre bei 5 % ergibt                                    = 810.575,- EUR

Macht insgesamt: 1.571.235,- EUR.

Das Geld kann ich lebenslang verrenten lassen in Höhe von 7.501,32 EUR/Mon. bis zum 100. Lebensjahr bei einer weiteren Anlage zu 4 % p.a..

Im Crashszenario – kurz vor der Auszahlung stürzt der Markt um 50 % ein, nachdem sich der Markt, immer wie im „normalen“ Szenario entwickelt hat.

Aus den 1.571.235,- EUR werden über Nacht 785.617,- EUR.

Das Geld kann dann lebenslang verrentet werden bis zum 100. Lebensjahr, ohne weitere Wertentwicklung. Die Rente beträgt demnach: 2.182,27 EUR/Mon.

Resümee:

Das Umlageverfahren ist zum Scheitern verurteilt. Die Politiker schieben das Thema seit Jahren vor sich her, sie sind davon ja nicht betroffen.

Lernen wir von anderen Ländern, z.B. Skadinavien oder den USA

Eine kapitalgedeckte gesetzliche Rente, mit steuerfreier Einzahlung und Auszahlung kann aus dem Dilemma führen.

Die drei Musterszenarien sind nur Beispiele, es gibt aber unzählige Szenarien. Eins ist aber sicher, die Unternehmen werden unsere Bedürfnisse wie Essen, Trinken, Wohnen, Gesundheit, Kommunikation, Verkehr, Energie, Unterhaltung und Vergnügung auch weiterhin befriedigen und dabei Gewinne erzielen, zumindest wenn man an einer marktwirtschaftlichen kapitalistischen Gesellschaftform festhält. Wenn es anders kommt haben wir ganz andere Probleme.

In Masterarbeiten sollte herausgearbeitet werden, wie das Umlageverfahren systematisch abgebaut oder ergänzt werden kann und wie weit der Beitragssatz sinken kann, damit auch Geld für eine private Altersicherung zur Verfügung steht.

Was hast du für eine Meinung dazu?